Der Markt der Derivate ist seit geraumer Zeit auch in Deutschland um eine Attraktion reicher. Binäre Optionen sind ein Wagnis, durch welches große Gewinne erzielt werden können, aber auch mit einem Schlag alles verspielt werden kann.
Binäre Optionen, oder auch "digitale Optionen", bieten dem Anleger zwei klar definierte Möglichkeiten. Entweder der Anleger sahnt richtig ab, oder er geht komplett leer aus, denn in der Regel gibt es keinerlei Abstufungen zwischen Gewinn und Verlust. Das Prinzip binärer Optionen gleicht dem einer Wette. Tritt ein vorher definiertes Ereignis ein, wie etwa dem Anstieg des DAX auf eine gewisse Marke zum Schlussstand, winkt dem Spekulanten ein großer Gewinn. Tritt dieses Ereignis nicht ein, ist der gesamte Einsatz verspielt. Aufgrund dieser Simplizität der klaren Alternativen wurden die spekulativen Wetten immer beliebter. Mit dem klassischen Aktienhandel hat dieses Derivat nicht mehr viel gemein, weshalb sich Neulinge auf diesem Gebiet zunächst Erfahrungsberichte zu binären Optionen zu Gemüte führen sollten.
Bei binären Optionen handelt es sich, ähnlich wie bei CFDs, nicht um Wertpapierhandel, wie ihn beispielsweise Banken anbieten. Es gibt keinerlei Sicherheiten, wie man sie vom Termingeld oder ähnlichen Anlageformen kennt. Ein gewisses Festgeld auf der hohen Kante kann deshalb nicht schaden, wenn man sich auf dieses hochspekulative Derivat einlässt. Wie bei CFDs stellt diese Anlagevariante eine Vereinbarung mit dem Emittenten dar, welcher mit seinen Produkten einen Markt abbildet. Im Gegensatz zu den klassischen Aktien- und Terminmärkten gibt es keinen Handelspartner, sondern ausschließlich den Broker, welcher als „Wettanbieter“ auftritt. Einige CFD-Broker, die in Deutschland ansässig sind oder deutsche Tochterfirmen betreiben, wie IG Markets und FXFlat, bieten die binären Optionen an.
Zwar gibt es mittlerweile einige arrivierte Handelsanbieter, die strengen Regularien folgen, aber im Dunstkreis der CFD- und Options-Anbieter treiben sich auch weniger durchsichtige Angebote herum. Der Anbieter „Anyoptions“ wirbt beispielsweise auf seiner bunten Einstiegsseite im Netz mit „Sieben Gründen“ für den Binären-Optionen-Handel, den hohen Profiten und geringen Kosten bei Wetten auf den DAX und Co. Das Alleinstellungsmerkmal des Broker: kontrollierbares Risiko. Sollte der Anleger bei seiner Wette daneben gelegen haben, verliert er nicht den gesamten Wetteinsatz, sondern nur 85 Prozent. Doch das Ganze hat einen Haken: der maximale Gewinn bei einer erfolgreichen Wette beträgt statt 100 gerade einmal 71 Prozent. Darüber hinaus wirkt der Anbieter wenig durchsichtig, da er vor schneebedeckten Gletschern auf der Internetpräsenz wirbt, das ganze mit „Schweizer Vertrauen“ untermauert, aber seinen Firmen in Nikosia auf Zypern hat. Das Gesamtpaket wirkt daher eher unseriös und darauf sollte man als Anleger achten.
Laut der deutschen Börsenaufsicht BaFin reicht vielen Anbietern bereits eine EU-weite Notifikation aus, um in Deutschland agieren zu dürfen. Die Basis hierfür bildet eine Erlaubnis im Ursprungsland. Dadurch kann eine Zulassung des Geschäfts in einem beliebigen anderen EU-Mitgliedstaat beantragt werden. Eine sinngemäße Regulierung ist dadurch nicht gegeben. Es bleibt rechtlich sogar strittig, ob der Handel mit Börsenwetten überhaupt anmeldepflichtig ist. Das Kreditwesengesetz gibt in diesem Fall auch keine klaren Vorgaben.
Die BaFin bietet auf ihrer Internetseite Listen der bei ihr registrierten Finanzanbieter an. Jedoch kann auch die Regulierung nicht vor Zahlungsausfall schützen, wie das Beispiel des deutschen CFD-Brokers Fxdirekt zeigt. Die BaFin untersagte die Gschäftstätigkeit des Brokers, das das Unternehmen durch Überschuldung in die Insolvenz abrutschte. Die Kunden konnten in den meisten Fällen glücklicherweise entschädigt werden, da die Fxdirekt Bank AG der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) angehört.